
Glaskeramik klar? Neues Lithium Disilikat im Test
Wir testen Livento / Soprano von CM, ein neues Glaskeramik System
Lithium Disilikat, Glaskeramik ist ein fester Bestandteil der modernen Zahntechnik. Es hat seinen Ursprung im Vulkan. Das Glas aus dem Vollkeramik Kronen hergestellt werden, war nämlich mal Lava. Dieses wurde vermengt, erhitzt, abgekühlt, wieder erhitzt und abgekühlt. Und dies immerfort. Ein langwieriger Prozess, eine Art Kochrezept, sagt Robert Arvai. Damit beginnt der Zahntechniker aus Chur seinen Vortrag über ein neues Lithium Disilikat, es heisst Livento und kommt mit passender Verblendkeramik Soprano, aus dem Hause Cendres Metaux. Arvai war bei der Entwicklung dieser neuen Glaskeramik von Anfang an dabei und ist stolz auf das Resultat. Die Matrix mache den Unterschied, sagt er, und an diesem Kurs in Biel würden wir Kursteilnehmer dies selber feststellen können.

Der Kollege neben mir nickt. Er kommt aus Solothurn und hat bereits ca 30 Kronen mit dem neuen Lithium Disilikat System hergestellt. Seine Erfahrungen seien gut.
Ich benutze Livento / Soprano vorallem bei jungen Patienten gerne. Ich kann damit eine intensive Helligkeit erzielen ohne dass die Zähne dabei an Chroma verlieren oder grau wirken.
Zahntechniker Marco Däppen, Solothurn
Alle Farben- Aber bloss kein Grau!




Genau das Vergrauen der Krone ist das Grauen jedes Zahntechnikers. Das neue Lithum Disilikat aus Biel garantiert aber, dass auch bei mehreren Bränden kein Verglasen, sprich Vergrauen der Keramik stattfindet.
Da sind wir ja mal gespannt und machen uns an die Arbeit. Erfolgreiche Zahntechnik hat sehr viel mit Präzision zu tun. Das betrifft nicht nur den Randabschluss, sondern auch jeden einzelnen Arbeitsschritt. Durch sorgfältiges Arbeiten, werden Fehler vermieden. Und die lauern überall. Zum Beispiel beim Anstiften.
Livento Glaskeramik- Das Pressen
Ein Objekt kann nur richtig ausgepresst werden, wenn es richtig eingebettet und angestiftet wurde, erklärt Kursleiter Arvai. Wichtig sei der richtige Positionierungswinkel des Wachsmodelles, sowie die Länge des Anstiftdrahtes. Aber auch das Anbringen eines Blind für den Druckausgleich ist elementar. Der Blind sollte übrigens immer kürzer als das Objekt sein.




Kursleiter Robert Arvai zeigt wie man das Wachsobjekt richtig anstiftet damit die Pressung optimal gelingt




Genauso wichtig ist das Einbetten selber. Die Wahl der Einbettmassse und das Wissen um derer physikalischer Eigenschaften.
Wir benutzen seit Anfangs Jahr die Glaskeramik Livento. Die dazu gehörende Einbettmasse erleichtert das Ausbetten enorm. Die Oberflächen werden viel glatter und haben keine Reaktionsschicht mehr. Man kann also auf das Abätzen, welches bei anderen Presskeramiken nötig ist, verzichten.
Antonio Piccirilli Zahntechniker, Bern
Antonio Piccirilli besucht den Kurs zusammen mit seinem Zwillingsbruder Fabio. Der eine ist der Kreative, der andere der Computerprofi. Bevor wir mit der Schichtung der Krone beginnen, geht es an die Individuelle Farbwahl. Klar, dass sich die Brüder dafür gegenseitig Modell stehen








Markteinführung Livento/Soprano
Livento Soprano ist relativ neu, nämlich seit April 2018 erhältlich. Die Markteinführung verlief gut wie mir Barabara Hauert von Cendres Metaux erklärt:
Das Material findet grossen Anklang. Bemerkenswert ist die Farbstabilität nach mehreren Bränden- ein überzeugendes Argument für die Anwender. Besonders international konnten wir inzwischen Fuss fassen und auch in der Schweiz entwickeln sich die Verkaufszahlen gut
Barbara Hauert, Head of Communications and Event, CM
Hauert fügt aber an, dass der Schweizer Markt ein Challenge ist, da viele Labors die Schubladen bereits mit anderen Lithium Disilikat Systemen gefüllt haben. Genau, schmunzelt Kursleiter Arvai, er habe bei sich im Labor einen ganzen Kleinwagen in den Schubladen. Damit meint er all die verschiedenen Rohlinge der diversen Press Systeme. Trotzdem hat er zu Livento/Soprano gewechselt.
Unser Press- und Verblendsystem hat klare Vorteile, das sind stichhaltige Argumente für einen Systemwechsel. Damit versuchen wir unsere Kunden zu überzeugen.
Barbara Hauert, Head of Communications and Event, CM
Soprano – Das Schichten
Wir haben nun also unser gepresstes Frontkäppchen respektive die vollanatomische Seitenzahnkrone zur monolithischen Fertigstellung vor uns. Ich persönlich bin die Einzige am Kurs die zwar verschiedene Press-Systeme kennt, aber noch keine Erfahrung mit der Glaskeramik Livento/Soprano hat.
Probiert einfach mal aus! Motiviert uns Leiter Robert Arvai. Wieso auch nicht? Im Prinzip und zum Glück sind alle Systeme ähnlich aufgebaut. Bestätigt auch meine Nachbarin Kirsten Achilles, Ehefrau vom renommierten Techniker Walter Gebhard.
Wir haben verschiedene Presssysteme bei uns im Labor. Und entscheiden je nach Fall. Oft kommt auch Livento zum Einsatz
Kirsten Achilles, Labor Walter Gebhard Zürich
Kirsten ist erst seit 2 Jahren Zahntechnikerin, vorher hat sie sich um ihre 4 Kinder gekümmert die nun gross sind. Ich finde es super und mutig so spät noch eine Lehre abzuschliessen. Und wie heisst es doch, den Mutigen gehört die Welt! Deshalb greife ich nun auch beherzt zu den Töpfchen.
Transparenz oder Transluzenz in der Glaskeramik? Das Sortiment
Ich möchte eben Beides. Transparenz und Transluzenz. Unser Bündner Kursleiter Arvai rät, die Schichtung mit einem Washbrand zu starten. Das Gerüst mit Glasur benetzen, dann Masse mit trockenem Big Brush darüberstäuben. Ich benutze diese Technik auch seit Langem im Labor bei verschiedenen Vollkeramik Materialien und finde, dass der Verbund zwischen Gerüst und Keramik damit massiv verbessert wird. Zudem kann ich die Farbe schon vom Kern her steuern, indem ich bei Bedarf dezent Malfarbe okklusal oder am Zahnhals auftrage.




Ich möchte eine einfache aber effektvolle Schichtung und entscheide mich deshalb für 3 verschiedene Dentinmassen und mische diese mit einem kleine Anteil vom weisslichem „Cuspid“, respektive mit „Orange Enhancer“ für die Approximalen Bereiche. Die Schneide gestalte ich in einer Wechselschichtung von zwei verschiedenen Enamelmassen welche ich mit „Light Blue“ E1 anreichere, respektive mit Opal Clear mische oder pur verwende. So entstehen also 4 Enamelmassen. Für den Schmelzdurchbruch greife ich zum Töpfchen „Fossa“. Das steht so in keinem Lehrbuch, ich schichte nach Intuition.
Der erste Dentinbrand
Wie gesagt, das ist meine erste Livento/Soprano Krone, ich habe einfach mal ausprobiert. Und so stehe ich dementsprechend gespannt vor dem Ofen um zu sehen wie mein erster Brand geworden ist.




Genau so ist die Krone nach dem ersten Brand aus dem Ofen gekommen. Ohne einen einzigen Schliff. Nichts beschönigt, korrigiert oder gemalt. Ich finde, cool! Natürlich müssen da die Interdentalräume noch mit dem Dentinbrand 2 konditioniert werden und die Krone braucht Formschliffe. ABER das sind Details, denn, jede Masse ist genau dort wo ich sie wollte. Und das ist erfreulich und spricht meiner Meinung nach für das Material. Denn der Keramiker weiss, der erste Brand ist die Halbe Miete, mehr noch. Und auch wenn propagiert wird, dass man mit Soprano bis zu 7 mal in den Ofen kann ohne dass die Keramik vergraut, ist mir natürlich lieber, wenn ich nur noch Details korrigieren muss.
Die monolithische Glaskeramik Krone
Den OK 6er haben wir am Kurs monolithisch hergestellt. Das heisst die Krone wurde vollanatomisch gepresst und dann einfach nur bemalt. Bei mir im Labor ist die Nachfrage nach monolithischen Rekonstruktionen nicht riesig. Das Bemalen einer einfarbigen Basis braucht sicher etwas Übung. Gewusst wo welche Farbe aufgepinselt werden muss hilft, Chroma und Tiefe zu imitieren. Das Bemalen erfolgt in zwei Schritten.
- Auftragen der Malfarbe ohne Fluid, Brand 1
- Aufragen von Glasur, Brand 2




Brücken aus Lithium Disilikat?
Ja, sagt die Firma Cendres Metaux. Mit Livento Press sind 3 gliedrige Brücken machbar. Allerdings nur im Frontzahnbereich bis zum 2ten Prämolaren. Und die Verbindung zwischen den einzelnen Gliedern muss mindestens 4 x 4mm dick sein.
Fazit
Mein Fazit vom Kurstag in der CM Academy ist sehr positiv. Der Kurs war informativ, lehrreich und gut organisiert. Kursleiter Robert Arvai ist ein sympatischer Redner, stark in Materialkunde und weiss wovon er spricht. Ich kenne die Presskeramik Systeme von Ivolar/Emax und GC/Lisi. Ich habe diese beiden Materialen auch in einem Beitrag miteinander verglichen. http://labor-gredig.ch/lithium-disilikat-im-vergleich/ Für mich sind alle Systeme gut. Gespannt bin ich auch auf das Presssystem Creation – Willi Geller Keramik, Creation LS/LS Press, das diesen Herbst auf den Markt kommt. Besitzer von Creation ist GC, der Hersteller von LiSi. Es wird sich also bei Creation LS/LS Press um ein seelenverwandes System von LiSi handeln, welches aber anders pigmentiert ist.
Emax, LiSi, Livento oder Creation LS Press?
Mein Lithium Disilkat Favorit war bis jetzt das Material aus Japan, also LiSi. Mir gefällt an LiSi, sowie aber auch an Livento/Soprano die Farbstabilität und Homogenität. Ich kann mir vorstellen, dass man mit etwas Sortiment-Kenntnis von Soprano richtig schöne Resultate erzielen kann.
Vorteil Schweiz
Für mich als Laborinhaberin hat Livento/Soprano, das Schweizer Produkt aus Biel, aber zusätzlich 2 wesentliche, wirtschaftliche, Vorteile:
- Wirtschaftlichkeit 1: Normalerweise sind immer 5 Rohlinge in einer Packung. Da gewisse Farben nur selten gebraucht werden ist es ärgerlich, wenn man immer ein 5er Pack kaufen muss. Das hat CM richtig erkannt und bringt ihre Glaskeramik in Packungen mit 3 Rohlingen.
- Wirtschaftlichkeit 2: Ebenfalls ein wesentlicher Vorteil ist, dass die Verblendkeramik Soprano nicht nur auf Lithium Disilkat sondern auch auf Zirkon angewendet werden kann. Das ist sehr zu begrüssen. Bislang brauchte es nämlich für jedes Material eine eigene Verblendkeramik. Meistens sehen auch noch alle Töpfchen gleich aus. Eine Messerspitze Keramik aus dem falschen Topf führt unweigerlich zu Sprüngen und einem Neuanfang. Mit einer einheitlichen Keramik wird der Laboralltag vereinfacht und gleichzeitig bereichert.
Publikationen




ZZS09/19:https://zahnzeitung.ch/news/detail/news/ein-neues-glaskeramik-system-im-test/