Interview Stefan Lieb Nobel Biocare

Interview Stefan Lieb Nobel Biocare

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Interview mit Stefan Lieb, Regionaldirektor Nobel Biocare DACH

Nobel Biocare gehört heute zur Envista Holdings Corporation, mit Hauptsitz in Kalifornien USA. Global sind 30 Dentalbrands im Konzern eingebunden. Ich treffe Stefan Lieb zum Interview für die ZZS Zahn-Zeitung Schweiz, im Nobel Biocare Dental Experience Center in Kloten Balsberg. Hier finden Schulungen und Kundenmeetings statt.

Herr Lieb, Nobel Biocare gehört nun zu einer amerikanischen Firma. Pflegen Sie als Direktor im DACH die amerikanische Businesskultur?

Ja das trifft genau so zu. Unsere Hierarchien hier sind flach. Ich versuche die Leute zu begeistern. Also Leadership by example. Ideen, Selbst-Initiative wird geschätzt und gefördert.

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Packt gerne an! Nobel Biocare Regionaldirektor DACH Stefan Lieb

Hohe Ziele

Sie haben Spitzensport betrieben. (siehe Steckbrief am Ende des Artikels) Sind Sie auch beruflich so ambitioniert?

Absolut. Ich stecke mir immer sehr hohe Ziele, manchmal sogar zu hohe. Vermutlich kommt mein Selbstantrieb, die Disziplin vom Sport. Ich bin sehr ehrgeizig und habe grosse Ambitionen.

Verraten Sie uns was das für Ambitionen sind? Wo möchten Sie hin?

Ich weiß nicht, ob ich das in der Zeitung haben möchte(lacht). Aber tatsächlich weiss ich genau, wo ich hin will. Ich möchte mal Präsident von einer großen Firma sein.

stefan lieb nobel biocare ceo DACH
Ambitionierter Regionalirektor Stefan Lieb

Heliane Canepa

Eine ehemalige Präsidentin von Nobel Biocare, die wir wohl alle kennen, hat sich selbst auch als sehr ehrgeizig beschrieben. Heliane Canepa. Kennen Sie sie persönlich?

Nein ich kenne sie nicht persönlich, aber sehr viele Geschichten von ihr.

Wenn ich Ihren Gesichtsausdruck richtig interpretiere, sind das keine angenehmen Geschichten?

Nun, ich muss mir bis heute noch bei jedem Kongress, jedem Grosskundenanlass Geschichten über Heliane Canepa anhören, und dass wir mit ihr die Marktführerschaft in Deutschland verloren haben. Für mich ist das so, dass ich diesen Unmut der Kunden absolut verstehen, auf der anderen Seite selbst überhaupt nichts dafür kann. Eine Art Klotz am Bein. Deshalb brauchte es auch lange bis wir das Vertrauen der Leute zurückgewinnen konnten.

Man sagt, man lernt aus Fehlern. Was hat Frau Canepa denn Ihrer Meinung nach als Managerin falsch gemacht?

Die Patienten direkt zu adressieren war sicher falsch. Ein Riesenfehler war aber auch, dass man den grossen Chirurgen gesagt hat, das Implantieren könne jeder. Diese Ausrichtung und Kernaussage ist völliger Quatsch und ausserdem bedeutet das ja, dass die Fähigkeiten, die sich ChirurgInnen über viele Jahre angeeignet haben, nichts wert sind. Ein weiterer Fehler war die Diskontinuität, gerade im DACH Markt. Also meine Position wurde zum Beispiel zehnmal in den letzten 15 Jahren gewechselt. Das war absolut nicht förderlich, wenn man keine einheitliche, konstruktive Strategie aufbauen kann.

Stressfreier CEO?

Die Kontinuität scheint mit Ihnen zurückgekommen zu sein. Sie sind seit fast 3 Jahren in dieser Position. Spüren Sie eine Verbesserung des Betriebsklimas? Weniger Fluktuationen?

Die Kontinuität im Personal ist sehr wichtig und trägt auch zum Erfolg bei. Ich bin tatsächlich länger als alle meine Vorgänger in dieser Stelle. Im letzten Jahr konnten wir sogar zusätzlich 30 Fachkräfte neu einstellen.

Sie sagen Sie haben den besten Chef, den besten Beruf. Woraus resultiert diese Zufriedenheit? Haben Sie nie Stress?

Natürlich habe ich auch viel Stress, aber sehr positiven Stress. Hier kann ich mich verwirklichen und viel selbst machen, entscheiden und aufbauen. Zudem gefällt mir die Historie von Nobel Biocare extrem gut. Dass wir das erste Zahnimplantat der Welt auf den Markt gebracht haben. Wir sind Innovationsführer, Pioniere. Wir sind in jeden Bereich bereit, neue Dinge auszuprobieren, das heisst Ideen von allen Mitarbeitern werden gehört. Natürlich passieren auch mal Fehler. Mir ist es aber lieber etwas zu tun, als dass wir zu viel drüber nachdenken und dann gar nichts ausprobieren

101% Garantie von Nobel Biocare

Entstand aus diesem Perfektionismus auch die 101% Initiative? Ein hohes Versprechen.

Genau. Damit möchten wir auch Vertrauen zurückgewinnen. Ich würde sagen wir sind präsenter, mehr da und gehen mehr auf die Kunden ein. Dies möchte ich voranbringen.

Haben Sie deshalb auch Ihre persönliche Email-Adresse in dieser Kampagne publiziert? Hand aufs Herz, wie viele Emails mussten Sie heute Morgen schon beantworten?

Betreffend der 101% Garantie waren heute tatsächlich 3 Mails in meinem Post-Eingang. Diese zu beantworten ist für mich leading by example. Ich bin aber auch Jemand der sich nicht davor scheut, sich die Hände mal schmutzig zu machen. Beim Abbau eines Standes zum Beispiel helfe ich auch gerne mal selbst mit.

marion gredig im interview mit stefan lieb
Marion Gredig interviewt Stefan Lieb für die Zahn-Zeitung Schweiz

Was ist Ihre grösste Schwäche?

Vermutlich die Ungeduld. Da muss ich mich auch immer wieder zügeln. Ich bin allerdings nie ungeduldig, wenn es um die Qualität und das Risiko von den Patienten geht. Gerade in unserem Business werden extrem hohe Anforderungen an das Material gestellt. Bis ein Implantat auf den Markt kommt braucht es viel Aufwand und Zeit. Hier kann ich meine Ungeduld problemlos unterordnen.

Webshop

Der Webauftritt einer Firma ist heute immens wichtig. Im Vorfeld auf das Interview habe ich mich umgehört. Im Onlineshop scheint noch nicht alles 101% zu funktionieren. Sind Sie zufrieden mit der Performance von Nobel Biocare online?

Im Webshop kann man immer noch etwas verbessern. Da sind wir dran. Wie zum Beispiel an der automatischen Produkteempfehlung basierend auf dem Kaufverhalten. Es wird auf jeden Fall besser. Wir haben jetzt auch sehr viele Prozesse standardisiert. Für Reklamationen gibt es zum Beispiel einen kostenfreien Abhol-Auftrag. Generell kann ich sagen, dass der Schritt in die Moderne, das Hauptziel ist von Envista. Wir investieren eine wirklich enorme Summe in die komplette Digitalisierung.

Wo werden Sie in Zukunft wachsen?

Mit Sicherheit im Bereich der Digitalisierung. Beispielsweise durch unsere gerade glaunchte Praxissoftware. Aber natürlich auch klassich im Implantatbereich. Sowie in unserem erweiterten, regenerativem Portfolio. Wir launchen jährlich mehrere Produkte und werden dies auch weiterhin tun.

Sie wirken auf mich voller Tatendrang. Und strahlen positiven Power aus. Zeigt sich das auch in Ihren Umsatzzahlen?

Wir sind definitiv auf dem aufsteigenden Ast und machen vieles richtig. Wir sind dieses Jahr deutlich stärker als der Markt gewachsen. Die Marktanteile die wir in den letzten 15 Jahren verloren haben, werden wir bis 2025 wieder zurückgewinnen.

Vielen Dank Herr Lieb für dieses Interview und den freundlichen Empfang. Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin viel Freude im Beruf.

Steckbrief Stefan Lieb

Steckbrief Stefan Lieb, Regionaldirektor Nobel Biocare DACH

Seit wann in der Firma: 2019

Spitzname: Keiner. Aber ich selbst sehe mich gerne als Macher. Wenn mich die Leute auch so sehen, würde mir das Gefallen und zutreffen.

Aktiver Sport: Ja, Rennradsport. Damit starte ich, wenn möglich, den Tag. In der Jugend habe ich 7 Jahre lang Radsport als Leistungssport gemacht.

Erlernter Beruf: Studierter Betriebswirt

Berufliches Vorbild: Unser Präsident Patrik Eriksson. Generell gefallen mir Manager, die Mentoren sind und nicht diejenigen mit einem patriarchischen, autoritären Führungsstil.

Bester Job: Der jetzige, mit Abstand!

Wofür geben/gaben Sie zu viel Geld aus: Für den letzten Urlaub

Erste Platte/CD: History von Michael Jackson

Zahn-Zeitung Schweiz 08/22

Ich habe dieses Interview als Korrespondentin der ZZS Zahn-Zeitung Schweiz gemacht. Es wurde im Auftrag der ZZS geschrieben und auch dort publiziert. ZZS 08/22

Bericht in der ZZS Nobel biocare

Veranstaltungshinweis auf Envista Summit 2022, 7.-10. September in Wien: Globales Symposium mit 50 Referenten

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