
Ueli Breitschmid CEO Curaden, erfolgreichster Schweizer Dentalhändler
Steckbrief Ueli Breitschmid
Bester Chef: Mein Vater, unser Firmengründer Hans Breitschmid. Ich muss zugeben, ich hatte aber auch keinen anderen Chef als ihn. Zumindest hat er mich nicht entlassen, vielleicht hätte es manchmal Grund dazu gegeben. Lacht.
Wie kommen Sie zur Arbeit: Mit meinem 23-jährigen Zahn-Smart
Sport: No sports. Nie gemacht
Hobby: Mein einziges Hobby ist meine Arbeit
Sternzeichen: Jungfrau 29. August
Wie beginnen Sie den Arbeitstag: Jeden Tag um 7 Uhr. Ich treffe mich zuerst mit unserem Chemiker und bespreche Neuigkeiten. Das ist oft auch lustig. Danach versuche ich den E-Mail-Berg abzuarbeiten. Die meisten Emails lösche ich einfach.
Erste Platte: Ich bin überhaupt nicht musikalisch. Ich höre auch kein Radio beim Autofahren. Aber an meine erste Platte kann ich mich erinnern, Mozart eine kleine Nachtmusik.
Erster erlernter Beruf: Keiner.

Interview Ueli Breitschmid
Herr Breitschmid Sie sind CEO der erfolgreichsten Dentalhandelsfirma der Schweiz, Curaden. Im Steckbrief haben Sie angegeben keinen Beruf erlernt zu haben. Erklären Sie uns das?
Ich wurde von der Schule gewiesen.
Verraten Sie uns weshalb?
Ich war bei den Lehrern nicht beliebt. Ich war immer derjenige der genau hingehört und dann alles, hinterfragt hat. Das hat den Lehrpersonen nicht gepasst. Und so habe ich im Zeugnis nur schlechte Noten bekommen. Absolut ungerechtfertigt. Ich war im Französisch immer einer der Besten habe im Zeugnis aber nur Note 3,5 bekommen. Und auch im kaufmännischen Rechnen, welches mir ja definitiv liegt, habe ich nur Note 3 bekommen. Ich ging damit zum Schulrektor. Dieser sagte, wenn er mich wäre, würde er gehen
Wann war das denn?
Also die Kantonsschule habe ich abgeschlossen und ein Handelsdiplom gemacht.
Also doch nicht ganz ohne etwas.
Ja, ich bin gelernter Dental Kaufmann. Aber das war schon hart. Als junger Mensch hat man oft Minderwertigkeitsgefühle. Heute bin ich stolz keinen Hochschulabschluss und kein Diplom zu haben.
Inwiefern?
Man sieht oft das Studienabbrecher eine viel grössere Energie entwickeln und unkonventioneller an Lösungen angehen. Nach dem Motto was Dich nicht umbringt macht Dich stark! Heute weiss ich, dass ich genau wegen oder eben dank diesen Eigenschaften, welche für andere vielleicht unbequemen sind, da bin wo ich jetzt stehe.
Welche unternehmerischen Eigenschaften haben denn zu Ihrem beruflichen Erfolg geführt?
Meine Neugier, dass ich keine vorgefasste Meinung habe, gut zuhöre und ganz wichtig das ich vernetze! Ich vernetze mich selbst ständig und auch alle miteinander.
Wie machen Sie das? Sind Sie aktiv auf den Sozialen Medien?
Ich bin auf Linkedin, aber sonst nutze ich die Sozialen Medien nicht. Ich mache das persönlich. Mir laufen die Leute einfach vor die Flinte.
„Die meisten Emails lösche ich einfach“




Ihr Vater Hans Breitschmid hat die Firma vor 1954 gegründet. Wann kamen Sie dazu?
1966. Mein Vater war Zahntechniker und sehr engagiert. Er war Berufschullehrer hat viel Innovation in den Beruf gebracht, wie zum Beispiel die Aufbrennkeramik oder gegossene Teilprothesen. Und schon damals hat mein Vater erkannt, Schulungen sind das A und O!
Ihr Vater war ein Vordenker. Wie Sie auch.
Ja das kann man so sagen, jetzt mache ich das gleiche mit der Prophylaxe. Doch mit den Zahnärzten ist das eine schwierige Angelegenheit. Aber ich habe mir vorgenommen diesen Berufsstand auch noch zu verändern. Indem Zähneputzen und Motivtion ein Pflichtfach für junge ZahnmedizinerInnen wird.
Breitschmid und die Zahnärzte
Was ist denn die Schwierigkeit in der Zusammenarbeit mit Zahnärzten?
Zahnärzte sind auf der ganzen Welt gleich. Die wurden zu einer Überheblichkeit erzogen. Heutzutage ist das Manuelle Können auch schlechter. Zudem sind sie immer neidisch auf die Kollegen. Mein Vater sagte jeweils: „s chalt Wasser i de Schiisi niidig“. Sie überschätzen sich finanziell massiv und laufen Gefahr zu Abzockern zu werden.
Wollen Sie diese Aussage so stehen lassen? Vielleicht meinen Sie damit eher die paar wenigen schwarzen Schafe in der Branche.
Ja doch, es sind nicht alle so. Aber es gibt sie leider.
Was ist denn Ihre Mission?
Früher wolle ich erfolgreichster Dentalhändler in der Schweiz werden. Was ich wohl erreicht habe. Heute möchte ich einer neuen Mundhygiene-Kultur zum Durchbruch verhelfen.
Curaprox die Erfolgsstory
Die Curaprox Interdentalbürstchen sind ein wichtiger Bestandteil ihres Prophylaxe Programms. Eine Erfolgsgeschichte. Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Erzählen Sie mal!
Ja das hat vor über 35 Jahren begonnen. Da gab es diesen Assistenz-Zahnarzt aus Hamburg, Jiri Sedelmayer. Ich habe sein Talent sofort entdeckt. Er bestellte bei mir jeweils Interdentalbürstchen für seine Studierenden. Jedes Jahr aufs Neue. Irgendwann sagte er, er reise jetzt nah Tschechien, um dort die Prophylaxe voranzutreiben. Er fand auch einen Händler, der in Tschechien unserer Produkte vertrieb. Im ersten Jahr machten wir 3Tausend Franken Umsatz. (Heute sind es 12 Millionen). Sedelmayers Stärke war, dass er immer auf die Fortbildung gesetzt hatte. Irgendwann aber sagte Sedelmayer zu mir, ich müsse die Bürstchen noch dünner machen. Ich sagte das geht nicht. Ich kann halt jeweils auch auf meinen Punkt beharren(lacht)




Wie ging es weiter?
Eines Tages im Jahr 1995 rief mich unser Händler in Tschechien an und sagte, dass man nicht mehr von Curaprox sondern von einem anderen Produkt rede. Da bin ich mit meiner Frau in den Flieger gestiegen und habe einen Vortrag von Jiri Sedelmayer besucht. Ich hatte ihn bis dahin noch nie persönlich gesehen, wir hatten immer nur miteinander telefoniert. Ich sass in der hintersten Reihe im Fortbildungssaal und kam aus dem Staunen nicht heraus. Die Aula war zum Bersten voll, mindestens tausend Zuhörer waren da, alle Sitze belegt, die Gänge voll. Und Das was auf der Bühne gezeigt wurde war nicht wie ich es kannte von Vorträgen sondern das glich einer Show, einem Popkonzert. Die Leute waren begeistert! Ich kann kein Tschechisch, aber ich habe sofort verstanden um was es geht. Ich wollte das unser Produkt da gezeigt wird und nicht etwas anders! Also habe ich die Interdentalbürstchen dann doch noch dünner gemacht.
Und das ist Ihnen gelungen
Genau. Ich machte einen Prototyp. Das war dann der CPS prime 0.6 -0.11. Prime heisst Primärprävention. Denn bis anhin waren Interdentalbürstchen etwas für die Sekundärprävention, nach der Paro-Behandlung. Das Prime war revolutionär.
„Das Geheimnis ist der Draht“
Das war vor 30 Jahren. Hat sich das Material unterdessen geändert?
Nein. Wir benutzen seit Beginn Nylon. Das Geheimnis ist der Draht. Der Nachteil ist nur, dass die Bürstchen „ewig“ halten. Wir haben sie also zu gut gemacht – aus unternehmerischer Sicht natürlich ein Nachteil. Aber generell ist das Interdentalgeschäft ganz schwierig.
Haben Sie deshalb auch Zahnbürsten ins Sortiment genommen?
Das stimmt. Dabei wollte ich nie Zahnbürsten verkaufen. 1986 gab es bereits ein paar Tausend verschieden Zahnbürsten. Und jede war die Beste. Aber hätte wir diese nicht ins Sortiment genommen, wäre es schwierig geworden. Zudem wollte ich in den Drogerien mit Curaprox vertreten sein, mit einem Produkt allein wäre das schwierig gewesen, es brauchte ein Sortiment.
Wieso ist nun ihre Zahnbürste erfolgreich? Wie konnten Sie sich behaupten?
Den Tip bekam ich von einem Zahntechniker, der mir sagte, die beste Zahnbürste sei belladent von Ebnat. Also ging ich dorthin. Ich wusste das entscheidende sind die Borsten und ich wollte eine Zahnbürste exklusiv haben. Dafür war ich bereit neue Materialen wie Kevlar, Karbonfaser, Glasfaser zu testen. Etwas anderes als Nylon welches Industriestandart war und alle anderen bereits verwendeten. Wir kamen auf die Idee Polyester zu verwenden. Ich zeigte diese Professor Klaus Lang von der Universität Bern. Er half mir einen Prospekt zu entwerfen. Ich liess 10 Tausend Stück drucken und habe jeder Zahnärztin, jedem Zahnarzt einen Prospekt samt Zahnbürste geschickt. Dazumal hatte ich kein Geld, das war für mich also ein ganz grosse Sache.
„Ich liess mich nicht entmutigen“
Wie war das Feedback?
Von den 3000 die ich verschickt habe, haben 3 Praxen nachbestellt.
Das scheint Sie nicht entmutigt zu haben.
Im Gegenteil. Diejenigen die die Zahnbürsten ausprobiert hatten bestellten Sie wieder nach. Also fragte ich dort nach was gut daran war. Ich habe die Zahnbürsten dann etwas feiner gemacht und farbiger. Mit den Zahnbürsten machen wir heute 70% des Umsatzes.




Ein grosser Erfolg. Wieviele Zahnbürsten produzieren Sie heute?
60 Millionen. Wir exportieren in die die ganze Welt. Der etwas höhere Preis von Fr.6 – Fr.8.—scheint die Kunden nicht abzuhalten das Produkt zu kaufen. Die Qualität zählt sich für den Kunden xfach aus. Ich selber benutze die gleiche Zahnbürste seit 2 Jahren täglich. Die sieht fast noch so aus wie am ersten Tag! (lacht)
Sie haben den Markt verändert, Innovationen hervorgebracht. Ich nehme an da wurden unzählige Erfindungen patentiert. Welche ist den für Sie persönlich die Wichtigste?
Der Zahnbürstenkopf unserer elektrischen Zahnbürste. Die Form und der Winkel. Der Winkel ist das Geheimnis für einen besseren Zugang. Hydrosonic ist die allerbeste Schallzahnbürste. Und das Geschäft mit den Elektrischen Zahnbürsten werden wir noch ausbauen.
Das Erfolgsgeheimnis von Ueli Breitschmid
Was denken Sie, weshalb sind sie als Unternehmer so erfolgreich?
Ich bin nicht nur ein Vordenker, sondern ein Weit-voraus-denker! Ich ar immer gut vernetzt, richtig ernst nahm man mich nicht immer. Aber auch als Clown kann man erfolgreich sein.
Sie haben im Steckbrief gesagt Ihr Sternzeichen sei Jungfrau. Wenn ich mich hier in ihrem Büro umschaue, erkenne ich, also nicht die typisch ordentliche Version davon?
Lacht. Ja da haben Sie recht. Ich kann mit Ordnung auf dem Schreibtisch nichts anfangen. Es muss sich alles übereinander stapeln. Nur so finde ich immer alles was ich suche.
Wenn ihre Tochter Christine, die jetzt im Mutterschaftsurlaub ist, zurückkommt, wird sie dann eines Tages dieses Büro hier beziehen?
Ja das wäre der Plan.
Weiss man, wann das sein wird? Haben Sie ein Übernahme-Datum definiert?
Nein. Das überlasse ich Christine. Und das Büro ist dann für sie schön aufgeräumt.
Vielen Dank Herr Breitschmid. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.




Publikation
Dieser Beitrag wurde für die ZZS Zahn-Zeitung Schweiz geschrieben und in der Oktober Ausgabe 2022 publiziert



